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Bobda

Das rumänische Dorf Bobda (ungarisch: Papd) liegt 8 km entfernt von Zillasch und gehört zur Gemeinde Tschene. Ende des 19. Jahrhunderts war etwa ein Drittel der 1200 Bewohner deutschsprachig; heute hat Bobda ca. 850 meist rumänische Bewohner.

Die Geschichte des Ortes ist außergewöhnlich. 

Der Verein ArheoVest und die UVT West-Universität Temeswar haben mit Ihren Forschungen in 2016 auf Basis von Satelitenaufnahmen weitere Erkenntnisse gewonnen, dass sich westlich der Alten Bega schon in der Bronzezeit möglicherweise ein großer Komplex von befestigten Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Dörfer Bobda, Nemet, Gertianosch, Ketscha mit Tschene als zentraler Befestigungsanlage befunden hat.

Dies schließen die Wissenschaftler einerseits aus Erdanhäufungen und Gräben aber auch aus Funden von Tonscherben sowie Spuren von Mahlgut und Asche, die alle auf Besiedlungen hindeuten [1].

Der Ort wird im 13. Jahrhundert erstmals als Popth erwähnt und die päpstlichen Analen erwähnen mitte des 14. Jahrhunderts die Pfarrer Stefan aus Popd und Pavel aus Pokd [2].

Die Karte von 1773 des Cameral Ingenieurs Johan Carl v. Wittinghof [3] stellt eine ungeordnete Siedlung dar mit Häusern und Namen der Grund- und Gartenbesitzer, einer eingezäunten Kirche, Straßen und Brunnen, Darstellungen von Bächen Sümpfen, Acker, Wiesen und Weiden. Die kleinen grauen kreisförmigen Punkte sind wohl jene Erhöhungen, die in der zuvor genannten archeologischen Studie auf befestigte Besiedlungen aus der Bronzezeit zurückgeführt werden. Im Süden grenzt Bobda an das Predium Silasch, ein ödes Land; die Josephinische Landaufnahme (1769-1772) weist dort ebenfalls das Predium Sylhasch aus.

Über die Jahrhunderte ging das Dorf durch die Hände mehrerer Gutsherren. Dies führte auch dazu, dass sich die Siedlung von 1773 binnen weniger Jahrzehnte in ein geordnetes Dorf verwandelte mit einer Struktur, die bis heute prägend ist. Die aktuelle Karte unten zeigt heute noch das bereits in der 
Franziszeischen  Landesaufnahme 1819-1869 Dargestellte: 
detaillierte Straßenzüge und Hausformen sowie die Stelle in der Dorfmitte, wo sich ehemals die Guts- und Herrenhäuser mit dem großzügig angelegten Garten befanden. Außerhalb des Ortes befand sich auf einer der zuvor genannten historischen Erhöhungen ein Lusthaus der Gutsherren; heute ist dort auf der Karte links der Straße, die nach Nordwesten führt, nur noch ein rechteckiges Waldstück zu erkennen. 

Der letzte Gutsherr von Bobda war Baron Csávossy Gyula, einer der reichsten Großgrundbesitzer der Gegend. Er begann 1860 mit dem Bau eines Mausoleums für seine Familie nach dem Vorbild der Basilika von Esztergom. Gegenüber lag sein üppig ausgestatteter Landsitz mit 42 Zimmern. 1904 wurde Csávossy geadelt.

Ab 1909 diente das Mausoleum der katholischen Gemeinde als Kirche. Der Baron starb 1911 und die Nachfahren sind nach der Enteignung in Folge der Bodenreform von 1921 ausgewandert.

Die Kommunisten haben später das Gotteshaus und die Gruft entweiht, lokaler Vandalismus hat die wertvolle Ausstattung zerstört oder entwendet. Die wenigen Katholiken sowie das Bistum Temeswar können kaum die Mittel aufbringen, um den Zerfall aufzuhalten. Darüber hinaus hat der schwere Sturm vom 17. September 2017 alles nicht besser gemacht.

Von dieser Kirche des Nachbarortes Bobda hatte ich zum ersten mal als Jugendlicher in den 70ern gehört. Trotz der geringen Entfernung von 8 km von Zillasch sah ich dieses architektonische Schmuckstück erst 2010. Von dem gräflichen Landsitz gibt es kaum noch Spuren und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Mausoleum einstürzt.

Die Volkszählung von 1880 verzeichnete 1274 Einwohner: 759 Rumänen, 403 Deutsche, 109 Ungarn, 4 Andere. in 2002 wurden 855 Bewohner gezählt: 824 Rumänen, 11 Ungarn, 9 Deutsche, 11 andere [4].  

   

 Csávossy Gyula - Bobda Mausoleum, Schloss, Herrenhäuser
[Borovszky Samu, arcanum.hu] 
 

 

Bobda Mausoleum 2010 

 

 

Quellen
[1] NOI IPOTEZE DE LUCRU PENTRU CERCETAREA EPOCII BRONZULUI ÎN BANAT... - Leonard Dorogostaisky, Dorel Micle [arheovest.com]
[2] GEOGRAFIA ECLEZIASTICA A BANATULUI MEDIEVAL - Dumitru Teicu, Timisoara 2007
[3] BESCHREIBUNG DES NATIONAL ORTHS BOBDA TEMESVARER DISTRICTS, S1-Nr.64:2 [maps.hungaricana.hu]
[4] E. Varga - Statistik der Einwohnerzahlen nach Ethnie im Kreis Timis laut Volkszählungen von 1880 - 2002 (kia.hu)

 

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