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Joseph Kleitsch (1882-1931) – ein Zillascher in Kalifornien

(Quellen: 7-8) 

Joseph Kleitsch, geboren am 6. Juni 1882 in Deutschsanktmichael, Banat war einer der bedeutendsten Porträt und Freilichtmaler des kalifornischen Impressionismus.

Links sein Selbstporträt von 1919 (Quelle: 8). 

Seine Eltern waren Marianne und Adam Kleitsch. Die Mutter starb, als er dreieinhalb Jahre alt war, und sein Vater heiratete erneut ein Jahr danach. Seine Stiefmutter erkannte früh seine künstlerische Ader und versorgte ihn mit Zeichenmaterial, um sein Talent zu fördern. Mit vierzehn begann er eine Ausbildung als Wand- und Schildermaler bei Lanjarovics in Temeswar, welche er innerhalb von achtzehn Monaten beendete und als freischaffender Künstler tätig wurde. 

Seine Porträts in Öl waren damals so begehrt, dass er mit dem damit verdienten Geld ein eigenes Atelier eröffnen und einen Agenten engagieren konnte. Weiterhin war es ihm möglich, nach München zu Studienzwecken zu reisen. Zurückgekehrt nach Temeswar festigte sich sein Erfolg so, dass man ihn den „kleinen Munkácsy" nannte nach dem damals prominentesten ungarischen Maler Mihály von Munkácsy (1844-1900). Erhalten sind aus dieser Zeit Porträts (Kohlezeichnungen) seiner Cousins aus Temeswar. Achtzehnjährig hatte er für seine Tante Barbara Kleitsch „Die Flucht nach Ägypten" gemalt, ein Ölgemälde welches diese der Kirche in Zillasch gestiftet hatte. Der Verbleib dieses Werkes ist heute unklar. Seine Familie ermutigte ihn, zur Förderung seiner weiteren Karriere das Bistum in Temeswar anzusprechen. Verärgert über das Verhalten des Bistums und die negative Reaktion des Bischofs Alexander Dessewffy, bereits erteilte Auftragsarbeiten nicht abzurufen, entschloss er sich, nach Amerika auszuwandern. 

1902 emigrierte Joseph Kleitsch über Hamburg in die USA, wo er auf der SS Columbia am 3. Mai in New York eintraf mit dem Ziel, in Cincinnati, Ohio eine neue Heimat zu finden. Er wohnte und arbeitete im „Over-The-Rhine" Viertel, in welchem viele Deutsche ansässig wurden, nachdem sie Europa nach der Revolution von 1848 verlassen hatten.

Hier hielt er sich mit Auftragsarbeiten über Wasser, im Wesentlichen mit Porträtmalerei. In Cincinnati lernte er Emma Multner kennen, eine deutschstämmige Protestantin, welche als Lehrerin und vermutlich auch als Ärztin tätig war. Sie wurde 1857 in Zanesville, Ohio geboren. Fünfundzwanzig Jahre älter als der junge, dynamische Joseph Kleitsch soll sie nicht unbedingt attraktiv, eher matronenhaft gewirkt haben. Beide heirateten in 1904 in Denver, wo sie bis 1907 lebten. Inspiriert von der Verbindung zur lokalen Kunstszene sowie auf Nachfrage entstanden seine ersten Stillleben, welche durch ihre lebendigen Farben richtungsweisend wurden für sein weiteres Schaffen. 

Die folgenden Jahre brachten ihn nach Kansas und zweimal nach Mexiko, wo er 1912 den mexikanischen Präsidenten Francisco Ignacio Madero und dessen Gattin porträtierte. Diese Arbeiten brachten ihm große Anerkennung und nach seiner Rückkehr aus Mexiko viele Auftragsarbeiten der lokalen Reichen und Mächtigen. 

Chicago (1910-1920) war eine entscheidende Station des Übergangs für sein künstlerisches Schaffen sowie für sein Leben. Diese Stadt war damals eine der wichtigsten wirtschaftlichen und kulturellen Metropolen der USA. Als etablierter Porträtmaler verkehrte Kleitsch in einflussreichen Kreisen, er unterrichtete am Art Institute of Chicago (1914-1919) nach der Verleihung der Goldmedaille durch dieses Institut, und er wurde später Mitglied des Palette and Chisel Club Chicago, welcher die Kunstszene unterstützte und mit Ausstellungen förderte. Hier konnte er seine Bilder, auf welchen er in neuem Stil Interieuransichten meist mit Menschen vor dem Fenster dastellte, ausstellen und vermarkten. 

1913 starb Emma Kleitsch in Chicago plötzlich an den Folgen einer Nierenerkrankung, sie wurde im Grab ihrer Familie in Cincinnati beigesetzt. Bedingt durch diesen persönlichen Verlust ist wenig zu seinem künstlerischen Schaffen in diesem Jahr bekannt.

1914 lernte er Edna Gregaitis kennen, eine Kunstlehrerin, welche 1890 in Michigan geboren wurde und litauische Wurzeln hatte. Beide heirateten im Juli 1914, ihr Sohn Eugene wurde 1915 geboren. 

1920 zog Joseph Kleitsch mit seiner Familie nach Laguna in Kalifornien südlich von Los Angeles. Dieser rustikale Küstenort mit seinem mediterranen Flair geprägt von vielfältiger Landschaft, dem Pazifik und glänzendem Licht war damals eine kleine Künstlerkolonie für kalifornische Impressionisten. Hier eröffneten beide die Kleitsch Academy, an der sie lehrten, er arbeitete weiter als freischaffender Künstler. Kleitsch war ein kühner Kolorist mit einem bravourösen Pinselstrich. Seine faszinierenden Freilichtmalereien rund um Laguna, hier insbesondere jene von Laguna Beach und der ehemaligen spanischen Mission San Juan Capistrano lassen heute noch auf beeindruckende Art und Weise die 1920er Jahre lebendig werden. 

1926 kehre Joseph Kleitsch für zwei Jahre zurück nach Europa, er besuchte Frankreich, Spanien aber auch München, Rom, Florenz, Wien, Budapest sowie Städte in Rumänien und England. Ob er in Temeswar oder Zillasch war, ist nicht bekannt. In Europa arbeitete er weiter. Unter dem Einfluss der europäischen post-impressionistischen Kunstszene hatte sich sein bisheriger Malstil des ausgehenden 19. Jahrhunderts verändert: der Pinselstrich und die Farbpalette ist nun leichter geworden. Nach seiner Rückkehr hat er dies brillant umgesetzt in seinen nun bevorzugten Freilichtarbeiten, ein Ergebnis seiner vielen Arbeitsausflüge auch bis nach San Francisco und Carmel hin, um die lokale Stimmung von Gärten und Küsten sowie Straßenszenen festzuhalten. Seine Werke fanden ihren Weg in die namhafte Stendahl Galleries von Los Angeles und zu solventer Kundschaft. 

Der Beginn der Wirtschaftskrise hatte erst geringen Einfluss auf das künstlerische Schaffen und auf den Erfolg seiner Ausstellungen. Der veränderte Zeitgeist – Darstellungen der Natur wurden immer weniger interessant - und die Auswirkungen der wirtschaftlichen Depression führten ab 1930 einerseits zu Kritik am künstlerischen Stil, andererseits auch zu Schwierigkeiten, das Geld für bereits verkaufte und gelieferte Gemälde einzutreiben. Die großen Aufregungen und Sorgen durch die zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten sowie der Rückgang des Verkaufs seiner Werke führten letztendlich zu seinem fatalen, tödlichen Herzinfarkt am 16. November 1931 vor dem Gerichtsgebäude von Santa Ana, Kalifornien. 

Joseph Kleitsch wurde 49 Jahre alt. Er ist auf dem Friedhof Angeles Abbey Memorial Park in Compton, Kalifornien beerdigt. Seine Frau Edna lebte weiter in Laguna, wo sie 1950 sechzigjährig starb. 

Ich bin 2010 bei meinen ersten Internet Recherchen zu dieser Homepage auf Joseph Kleitsch gestoßen. Anfang 2017 habe ich während eines Aufenthalts in Kalifornien Spuren zu ihm in Laguna und Irvine aufgenommen. Ich bin einerseits beeindruckt von der inspirierenden Persönlichkeit Joseph Kleitsch und von der Reichhaltigkeit seines Schaffens sowie, dass er nach einigen Jahrzehnten der Vergessenheit jetzt einen sehr wertvollen Platz im Kunstgeschehen der USA gefunden hat, und dass die Identifikation mit ihm und seinem Werk in Laguna und an der südkalifornischen Küste stark und gefestigt ist. Andererseits bin ich stolz und dankbar, dass er durch seine Herkunft auch einer von uns ist: ein Zillascher.

      

Der Blumengarten - Laguna, 1922
(Quelle: 8)

 

Kameraden, 1928
(Quelle: 8)

 

Capistrano - Hof, 1923
(Quelle: 8)

 

info@deutschsanktmichael.de

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